Kampagne im Zionsfriedhof 2018
In der Ausgrabung in Areal 1, dem Zionsfriedhof, wurde 2018 ein großer Teil der byzantinischen Bebauung freigelegt. Dabei fügen sich verschiedene Räume nun zu einzelnen Gebäuden zusammen, die sich in Stufen über den steil abfallenden Zionsberg erstrecken. Stellenweise gründen die Fundamente direkt auf dem anstehenden Fels.
Andere Gebäude wurden in Byzantinischer Zeit, zur allgemeinen Überraschung, direkt über hasmonäisch-herodianische Straße erbaut. Diese war mit großen Steinplatten ausgelegt, die einen Abwasserkanal unter dem Fahrweg überspannte. Der Kanal führte bis unterhalb des Stadttores und entwässerte dort außerhalb der Stadt. Dieses Teilstück war bereits von den Pionieren BLISS und DICKIE entdeckt worden und wurde 2015 wieder freigelegt. Im Nordosten des auf der Straße errichteten Hauses fanden sich in Sondagen weitere Teilstücke von Straße und Kanals. In der von BARGIL PIXNER bei der israelischen Antikenbehörde hinterlegten Dokumentation und bei BLISS und DICKIE wird von einem längeren Teilstück der gleichen Straße nordöstlich des diesjährigen Grabungsgeländes berichtet. Dieses soll zukünftig erneut erkundet werden.
Die byzantinischen Hausgründungen auf dem früheren Verkehrsweg – angelegt einige Jahrhunderte nach der Zerstörung der Stadt durch Titus 70 n. Chr. – zeigen, dass die zeitgenössische, vom Südwesttor herkommende Straße nordwestlich des DEI-Grabungsgeländes gesucht werden muss und vermutlich anders als der römische Fahrweg eher als Gasse für Transporte per Esel und für Fußgänger angelegt war. Dies entspricht den byzantinischen Gepflogenheiten auch an anderen Orten der gleichen Zeit. Die byzantinische Überbauung der römischen Infrastruktur nutzte weiterhin den früheren Abwasserkanal unter der inzwischen verschütteten Straße. So findet man neben aufwendig konstruierten Frischwasserkanälen auch mehrere Ableitungen aus byzantinischen Häusern, die entweder direkt oder über kleinere Kanäle ihren Weg in den ursprünglich zentralen römischen Abwasserkanal finden.
Die hasmonäisch-herodianischen Architekten gaben der Straßenplanung Vorrang. Sie wurde geradlinig und mit einem gleichmäßigen Gefälle zum Tor hin angelegt. Gleichgültig, ob der anstehende Felsen abgearbeitet oder die Straße künstlich durch Steinstrukturen angehoben werden musste – die Bebauung der hasmonäisch-herodianischen Zeit folgte der vorausgehenden Stadtplanung.
Die byzantinischen Bauten, die aufgefundenen handwerklichen Installationen und das Wasserleitungssystem datierten wie die byzantinische Ummauerung (Eudokia) in das 5.-6. Jahrhundert n.Chr. Sie stehen für einen Wohn- und Handwerkerbereich aus clusterartig aneinandergefügten Räumen, ausgestattet mit moderatem Reichtum. Dieser spiegelt sich nicht allein in der beschriebenen Bausubstanz, sondern auch in den Kleinfunden. Die Keramik besteht zum Teil aus Import- oder feiner Ware, die lokal hergestellt wurde. Zudem fanden sich Metallgegenstände, wie etwa Bronzenadeln, oder auch filigran bearbeitete Knochen. Die oftmals vollständig erhaltenen Öllampen sind mit christlicher Symbolik versehen, die für diesen Zeitraum typisch ist.
Die diesjährige Kampagne gab dem Grabungsteam neben dem Einblick in das Alltagsleben auch eine Übersicht über die Stratigraphie. In den nächsten Jahren richtet sich der Blick auf die frühen römischen und vielleicht sogar auf die Siedlungsschichten der Eisenzeit.