Kampagne 2018 im „Griechischen Garten“
Wo heute eine moderne Terrassierungsmauer den Protestantischen Friedhof nach Norden hin begrenzt, verlief über lange Zeit die südwestliche Stadtmauer Jerusalems – einer künstlich abgearbeiteten Felskante folgend, die sich entlang des Plateaus des Zionsbergs zieht. Dahinter, im sog. ‚Griechische Garten’, einem Gelände der Griechisch-Orthodoxen Kirche, erforschte das DEI schon 2017 die antike Innenstadtbebauung. Unter einem in den siebziger Jahren angelegten Fußballfeld stieß das Team 2018 zunächst auf massive moderne Schuttschichten, weiter unten auf Schutt und Müllschüttungen der ayyubidischen oder mamlukischen Zeit. Die unter diesen liegende, ehemals glanzvollen byzantinischen Bebauung war jedoch im Altertum (vermutlich nach dem Erdbeben 747 n. Chr.) weitgehend für die weiter nördlich angelegten Neubauten der Stadt ausgeraubt worden. Von der Struktur eines großen Gebäudes – vermutlich einer Villa – zeugen ein paar wenige am Ort belassene Steine, die Putzkanten der Mauern und der vor der Errichtung abgearbeitete Fels. Auch Türschwellen sind noch vorhanden und lassen so eine Rekonstruktion des Gebäudes zu. Insgesamt drei Räume und Teile eines Hofes (bzw. Atriums) wurden freigelegt. Deren letzte Nutzung konnte anhand der nahe des Fußbodens gefundenen Keramik und der Münzen in die byzantinische Zeit datiert werden. Mit wiederbenutzen herodianischen Blöcken wurden die Terrassierungen gestützt, um den in Richtung der Felskante stärker abfallenden Fels oder auch ältere Installationen, wie aufgelassene Wasserbecken, auszugleichen und so einen ebenen Baugrund zu schaffen.
Der wohl überraschendste Fund war angesichts dieser Lage ein relativ gut erhaltener Mosaikboden mit Blütenrapportmuster. Zahlreiche noch während der byzantinischen Epochen benutzte Zisternen und Wasserbecken stehen für die in Jerusalem typische Wasserversorgung durch die Speicherung von Regenwasser. Ein weit verzweigtes Zisternensystem zog sich im Osten des Gebäudes bis in den Nachbarbereich der Dormitio-Abtei (dem sog. ‚Plot 29‘). Im Vergleich zur Bebauung im anglikanisch-preußischen Friedhof sind die Gebäude im ‚Griechischen Garten‘ deutlich größer und weitläufiger, wobei handwerklich genutzte Einbauten fehlen.
Aufgrund von Entwicklungsplänen der Stadtverwaltung in diesem Bereich wurde die Ausgrabung wieder verfüllt. Die Grabungen im anglikanisch-preußischen Friedhof sollen hingegen nach Abschluss der Arbeiten als archäologischer Park der Öffentlichkeit präsentiert werden.