Die beiden Ritualbäder (Miqvaot) auf dem Zionsfriedhof

Die mit Rundbögen ausgeführten Eingänge der beiden jüdischen Ritualbäder liegen nebeneinander auf der oberen Ebene der Anlage.

Der Zugang zur südöstlich gelegenen Miqwe erfolgt über eine außenliegende Stufe und ein Podest. Der vordere Teil des Eingangs ist als Rundbogen mit Formsteinen und Mörtel konstruiert, wobei der bearbeitete Fels als Widerlager fungiert. Die Miqwe besitzt eine Fläche von etwa 4 m2und erreicht eine Höhe von etwa 4,20 m, gemessen von der Beckenbodenoberkante bis zum Gewölbescheitel. Die Decke schließt an den Rundbogen an, wobei sie als Gewölbe aus Bruchsteinmauerwerk ausgeführt ist. In der Miqwe selbst führen drei weitere in Fels gehauene Stufen nach unten und enden mit einer weiteren podestförmigen Stufe im Beckenbereich.

Der Zugang zur nordwestlich gelegenen trapezförmigen Miqwe erfolgt außerhalb des Eingangs aus südöstlicher Richtung über drei in Fels gehauene Stufen und ein Podest. Bei dieserMiqwe wurde der Eingang als Tonnengewölbe mit Formsteinen ohne Mörtel vollständig bis zur Rückwand ausgeführt.

Blick auf die Ritualbäder (Miqven)

Blick auf die Ritualbäder aus Südost.

Foto von C. Wilson aus dem Jahr 1865 mit der damals noch nicht modern verschütteten Treppenanlage.

Frederick Bliss und Archibald Dickie arbeiteten in den Jahren zwischen 1894 und 1897 das Gebiet des Zionsberges.

Entdeckung und Forschungsgeschichte

Im Oktober 1875 berichtete Claude R. Conderüber die von Henry Maudsley 1874 ausgeführte Grabungskampagne auf dem Zionsberg im Bereich der Miqwen. Demnach führten 36 in Fels gehauene Stufen vom damaligen Plateau des protestantischen Friedhofs hinauf zur Bäderanlage. Die Stufen führten in südöstliche Richtung auf eine 45 Fuss (13,71 m) hohe Ebene, auf welcher sich zwei Zisternen (scil. Miqwen) befanden. Das Gewölbe einer der Miqwen (es handelte sich im die nordwestliche) war noch intakt, ausgeführt als Tonnengewölbe aus natursteingehauenem Mauerwerk: „They are cut into the rock, with broad steps, giving six feets of water at the back of each. The first (scil. die westliche) is roofed with beautiful masonry in a round barrel vault.“

Ein knappes halbes Jahrhundert nach der Einrichtung des Friedhofs erkundeten die Pioniere Frederick Blissund Archibald Dickie in den Jahren zwischen 1894 und 1897 das Gebiet.

Fast ein Jahrhundert später suchte der Benediktinermönch Bargil Pixnervor dem Hintergrund seines religiös motivierten Interesses nach Zeugnissen aus der Zeit Jesu in Jerusalem. Pixners Theorie einer Ansiedlung der Essener auf dem Zionsberg, welchen ein besonderes Reinheitsbewusstsein zugesprochen wird, stützte er auf die besprochene Doppelanlage sowie dem Vorkommen einer weiteren, im angrenzenden ‚Plot 29’ im Besitz der Dormitio-Abtei befindlichen Miqwe. Da diese Ritualbäder aber in ähnlicher Häufung auch in vielen anderen Bereichen Jerusalems vorkommen, war die Theorie nicht zu beweisen. Pixner datierte die Miqwen-Anlage auf dem Zionsfriedhof in die Zeit zwischen 53 v. bis 70 n. Chr.